Wenn Du in Deinem Leben etwas verändern willst, machst du dann einen großen Paukenschlag oder veränderst du viele Kleinigkeiten, Schritt für Schritt?
Unter den Insekten gibt es zwei große Hauptgruppen: die Holometabolen und die Hemimetabolen Insekten. Die Holometabolen sind die Paukenschlag-Typen, während die Hemimetabolen die Schritt für Schritt Typen sind.
Holos heißt ganz und Metabolie heißt Veränderung. Gemeint sind die Insekten, die zuerst eine Larve sind (zum Beispiel eine Raupe oder eine Made), die sich dann verpuppen und irgendwann dann als ausgewachsenes Insekt ausschlüpfen (der Schmetterling, die Biene).
Hemi heißt halb, diese zweite Gruppe macht also nur eine halbe Veränderung durch. Es sind Insekten, die zuerst klein sind und mit jeder Häutung wachsen, aber im Wesentlichen immer ähnlich aussehen wie das Jungtier. Zum Beispiel die Heuschrecken, Flöhe oder Kakerlaken.
Wenn wir im Leben etwas wesentliches Verändern möchten, so ist es sicher gut, sich zu entscheiden, ob man es wie der Schmetterling oder wie die Heuschrecke machen möchte.
Entscheidet man sich für die Schmetterlingsmethode (Holometabol), dann verpuppt man sich erst mal, überlegt genau, was alles zur neuen Situation gehört, und wenn man sich bereit fühlt, schlüpft man auf einen Schlag aus.
Entscheidet man sich hingegen für die Heuschreckenmethode (Hemimetabol), dann ändert man jeden Tag ein kleinbisschen was, und nimmt dann die nächste Komponente in Angriff. Hier gibt es viele Häutungen, viele Schritte, aber am Schluss hat man „es“ auch erreicht.
BILD
Kerbtier / 45cm x 65cm / Gouache mit Acrylbinder auf Zeichenpapier / 2011, Nr.11-055
Es hängt wohl sicher sehr davon ab, welchen Charakter man mitbringt und wahrscheinlich auch ein wenig davon, wie dramatisch die Situation ist, doch ich kann ganz klar sagen, ich bin eher der Heuschrecken-Typ. Das steige Sich-Verändern ist dem Leben wohl näher, als die Auf-Einen-Schlag-Methode. Grundsätzlich gefragt, ist das Leben nicht ein stetiges – wenn auch of unmerkliches – Sich-Verändern? Vielleicht ist die Heuschrecke ein gewaltigeres Bild, als man auf den ersten Blick meinen möchte…
Hallo Lukas, mal wieder absolut beeindruckend. Ich denke, wesentlich ist, wenn man fühlt, dass eine Situation so nicht mehr sein soll, überhaupt einen Schritt zur Veränderung zu wagen. Du glaubst gar nicht, wie gerne ich ein Schmetterling wäre, manchmal wenigstens- doch so läuft das eben auch nicht immer.
Eine echt tolle aussagekräftige Seite.
Vielen Dank.
Liebe Grüße
Jutta
Besten Dank, Pirandîl!
Ja, ich glaube auch, dass das ’stufenweise Verändern‘ häufiger ist, zumal der Mensch (im Gegensatz zum Insekt) die Veränderungsschritte so klein gestallten kann, wie er will.
Die Heuschrecke muss ja tatsächlich wie eine Schlange aus ihrer alten Haut schlüpfen, sobald diese zu eng wird. Zwingend. Plötzlich spannt es überall, sie kriegt nur noch schlecht Luft und dann reisst die Haut und sie steht kurz darauf wie neu geboren, aber etwas grösser, wieder auf dem Löwenzahnblatt! Wow.
Guten Tag Jutta, besten Dank für die Gedanken.
Wenn man es genau nimmt, kann die Raupe sich ja auch nicht verpuppen, wann immer sie will … ihre biologische Uhr legt das alles fest. Manchmal scheint das bei uns ja auch so zu sein: Dinge müssen reifen, und so sehr wir sie auch ablegen wollen, irgendwie geht es noch nicht.
Liebe Grüsse, Lukas
Hallo Lukas,
so einfach und eindeutig ist die Frage für mich gar nicht zu beantworten.
Ich glaube schon, dass man in die eine oder andere Richtung tendiert. Impulsive Charaktere neigen vermutlich zum Paukenschlag. Und ich habe schon öfter die Pauke geschlagen…
Und doch entpuppt sich mitunter (um im Bilde zu bleiben) der Schmetterling als Heuschrecke oder umgekehrt.
Da geht jemand bedächtig Schritt für Schritt seinen Weg, doch dann ändern sich die Lebensumstände oder er wird fußlahm, und plötzlich kommt dann doch der Paukenschlag.
Oder ein Paukenschläger schlägt immer seltener und traut sich irgendwann nicht mehr aus Angst, seinen Einsatz zu verpassen.
Und trotzdem- man tendiert wohl…
Danke für die anregenden Beiträge und deine großartigen Werke!
Man bleibt nachdenklich und wird noch länger nach Antworten suchen.
Liebe Grüße aus Berlin,
Jörg
Vielen Dank, Jörg, für Deine sehr anregenden Einwände!
Ja, das ist so eine Sache mit den Metapher. Ich habe einmal im Gespräch mit einem Inder einen blumigen Vergleich gebracht. Er sagte, bei Metaphern komme er sich vor wie der Hund mit der Kokosnuss. Der Hund rollt die Nuss dauernd hin und her, es gluckert vielversprechend, aber er kann sie doch nicht sinnvoll nutzen…
Aber der indische Freund hat, wie du siehst, mich doch nicht ganz entmutigt, meine Gleichnisse zu benutzen 🙂
Bei mir ist es so, dass es Lebensthemen gibt, bei denen ich eher die Schmetterlingsmethode bevorzuge: ich bereite etwas vor und wage ES dann plötzlich. Und dann gibt es andere Lebensthemen, bei denen ich wohl bis zu meinem seelig Ende einfach die Heuschrecke bin, die ihre zu kleinen Hülle abwirft, und wieder mal in die nächste Stufe schlüpft.
Liebe Grüsse
Lukas