Das war ein fürchterlicher Schreck! Wir hatten uns eben in Katmandu in das Tuktuk gepfercht (das Tuktuk ist ein kleines, dreirädriges Taxi in Asien) die Kinder auf dem Schoss und die Einkäufe zwischen den Füssen, als der Seitenvorhang des Gefährts nochmals zur Seite geschoben wurde und ein bärtiges Gesicht mit schulterlangen, verknoteten Haaren strahlend reinschaute und dazu - von den zwei …
Nepal
Zuerst die Hütte, dann den Büffel und zum Schluss die Frau
Da stand er, der dunkelhäutige Bursche, er mochte vielleicht achtzehn Jahre alt sein. Er lächelte und ich wunderte mich über die unglaublich leuchtenden, dunklen Augen. Um die Hüfte hatte er ein beiges Lendentuch gebunden, er trug ein verwaschenes, etwas zu kleines Hemd und ein Hütchen. "Namaskar, mein Name ist Karsing, und der Adakshi (=Dorfchef) schickt mich." Ja genau, ich hatte den …
Auf dem Heimweg
"Hm, was sind das für Typen, so merkwürdig angezogen. Und die riesigen Schuhe, die der Weiße anhat. Diese Schuhe sind sicher schwer. Ich soll mich hinstellen für eine Fotografie. Der Lehrer hat uns vor einigen Tagen auch Fotografien gezeigt. Die Landschaft darauf sah ein wenig aus wie echt, aber sie war vollkommen flach." Hem kennt mich. Ich wohne auch in diesem Tal. Er hat einen Schulweg …
Tausend mal tausend Gesichter Brahmans
Lord Shiva muss damals in solchen Nebelschwaden gehüllt gewesen sein, als die ersten Menschen vom Brahman erschaffen wurde. Und seither erschafft Brahman immer mehr und mehr Menschen. Beim Gedanken an Shiva steigt eine Mischung von Ehrfurcht und Angst in Ramesh auf. Shiva ist unberechenbar. Manchmal ist er gütig, aber er zerstört gerne. Er ist oft dunkel und bedrohlich. Ramesh kaut an …
Cholera im Himalaja
Wie war das wohl damals, als die Pest in Europa einen Drittel der Bevölkerung dahinraffte? Als die Menschen machtlos sich verkrochen und der Sensenmann wahllos mit weit ausholenden Schwüngen die Freunde und Feinde dahinmähte? Diese Gedanken gehen mir durch den Kopf, während ich die kleine Gruppe betrachte. Ihre Kleider sind gleichermaßen verbraucht, zerrissen, alt und grau. Sie haben Namen, …
Nur Statisten – keine Spieler
Wenn ich auf dem steilen Fussweg vom Beri River hochsteige, so sehe ich den Baum gleich nach der letzten Biegung. Ich spüre seine Magie, ich rieche den Schweiss der Männer, ich höre den kühlen Wind vom Himalaya im Laub. Er hat einen dicken Stamm, weit ausladende Äste und eine grob zerfurchte Rinde. Reichlich Schatten spendet das dichte Blattwerk - es ist ein Rastbaum, ein Pipal Tree. Der Baum ragt …
Der Gouverneur von Jajarkot
Das riesige fast klobige Haus war früher der Palast des Königs von Jajarkot. Der König lebt längst in Katmandu und sein Königssitz steht nun der Distriktregierung zur Verfügung. Den dünnen Vorhang schwinge ich zur Seite und dann bin ich im langen Saal. Er ist vielleicht fünfzehn Meter lang. Weit vorne, am andern Ende und hinter einem mächtigen Schreibtisch verschanzt, sitzt der füllige Mann. Fast …
Warten auf den Monsun
Das Ende der Trockenzeit Es ist dreiundzwanzig Uhr. Ausdauernd grillen die Riesenzikaden in der dunklen Nacht. Es ist laut hier drinnen, denn die hölzernen Fensterläden unseres Wohn- und Schlafzimmers sind offen. Fensterscheiben gibt es nicht. Und trotz des Mückengitters hat ein Schwarm geflügelter Ameisen den Weg ins Zimmer gefunden. Sie schwirren um die Laterne. Ein Blick auf das …
Feuerschlange
Die Feuerschlange sieht man vor allem nachts. Dann zieht sie sich manchmal als kilometerlanges Band über die nahen oder fernen Bergrücken. Es sind die riesigen Buschbrände am Ende der Trockenzeit. Nepal - früher dicht bewaldet mit Dschungel im Tiefland und Hochwälder bis auf 3800 m, steht heute vor einer ökologischen Katastrophe …
Dynamitfischerei
Seit Menschengedenken haben die Bauern von Thalaraikar ihren Speisezettel durch Fische aus dem Sime Fluss bereichert. Die Äcker in dem steilen Himalaya Tal geben nicht viel her, sind steinig und karg. Früher reichte es doch einigermaßen hin: der Reis, von den …