Wenn wir jemanden kennen lernen, dann versuchen wir ihn oder sie aufgrund der Dinge, die er/sie hat, einzuordnen: Hat sie Bücher und wenn ja welche - ist sie klug? Steht ein großes Auto vor seinem Haus - ist er reich oder vielleicht protzig? Lebt sie in einem kleinen Häuschen am Waldrand - ist sie ein Naturfreund, ist sie mutig? Jedes Ding lässt uns etwas vermuten, jedes Ding trägt zur …
Herrin & Herr
Male ja kein Nasenloch
«Wenn Du ein Nasenloch malen willst, dann sag Dir nicht, jetzt male ich ein Nasenloch, sondern schau genau hin, wo es heller und wo es dunkler ist, und dann mal genau diese Flecken. So entsteht das Nasenloch von alleine!» Diesen weisen Ratschlag erhielt ich in der Kunstschule von meinem Zeichenlehrer. Und es ist tatsächlich so, dass wir besser zeichnen, wenn wir nicht an den Gegenstand (also an …
Riechst Du’s auch?
Kann man an einer Blume vorbeigehen, ohne an ihr zu riechen? An einer Pflanze, ohne ein Blättchen zu zerreiben? Und nicht nur die Natur ist voller Düfte, auch wir Menschen, unsere Wohnungen, die Läden und die ganzen Städte. Interessantes über die Düfte bei Mensch und Tier: Der Mensch kann ein Stinktier aus 3 km Entfernung riechen. . Schmetterlinge riechen mit den Fühlern. …
Freudig zum Streit
Die Spatzen streiten sich um Brotkrümel, die Amseln um einen Wurm, die Strassenhunde um einen abgenagten Knochen. Die Rothirsche streiten sich um ein Weibchen, die Flusspferde um ihr Revier und der Wels um seine Rangordnung. Ja, bei den meisten Tierarten beobachten wir Konflikte um konkrete Dinge wie Futter, Lebensraum und Partner. Aber ganz originell sind wir Menschen. Denn ein grosser Teil …
Gelebt wird im Wald
Überall sieht man Baukranen. Die überbaute Wohnfläche wächst rasant: viel schneller als das Bevölkerungswachstum! Merkwürdig. Ja, mit jeder Generation braucht das Individuum mehr Wohnraum. Zweizimmerwohnungen, in denen vor fünfzig Jahren noch kinderreiche Familien wohnten, reichen heute auch einem Single nicht mehr. Weshalb ist das wohl so? Ich erinnere mich an Bolivien: die Häuser der …
Von Null auf 2 Billionen – Gedanken zur Fotografie
Der etwas exzentrische französische Offizier Joseph N. Niepce hat 1826 die erste Fotografie gemacht. Er hat aus dem Fenster seines Zimmers während acht Stunden die Aussicht (das gegenüberliegende Dach) auf eine präparierte Zinnplatte belichtet. Auf die ersten Experimente folgte sogleich die Diskussion mit seinem Freund, dem Maler, Akrobat und Tüftler Louis Daguerre: kann man diese Erfindung …
Über das „es-gut-gemacht-haben“
«Sie haben gute Arbeit geleistet! » Das sagt der Kardinal zum Bischof, sagt der Vorstandsvorsitzende zum CEO oder der Oberlehrer zur Schülerin. Das sagt der Mafiaboss zum Killer, die Kindergärtnerin zur jungen Vertretung oder die Kundin zur Schneiderin. Wir wissen nicht, was jeder gut gemacht hat. Wahrscheinlich haben wir aber eine Vermutung und wir wissen, dass sich das Lob auf ganz …
Der Kolumbus im Kopf
Auch das ist ein Merkmal des Mensch seins: dass wir alle Dinge erklären können! Ja, dass wir gar einen inneren Zwang verspüren, in allem eine Logik zu entdecken. Wir wollen immerzu wissen, weshalb etwas so ist, wie es ist. Dass das in unseren Genen verankert ist, sehen wir an den Kindern: es gibt keinen Dreikäsehoch, der nicht endlos fragend Erklärungen fordert. Selbst der grösste Praktiker …
Als ob es sie nicht gäbe
Irgendwie spürt man es. Im schattigen Waldstück, wo eine Quelle sprudelt. Hier wohnen die Najaden, die Quellnymphen. Wir Heutigen wissen natürlich: die Griechen haben das erfunden. Sie habe aus ihrer Empfindung eine Person gemacht. Der kühle Hauch, der wiegende Farn, der herbe Duft – da muss doch ein Etwas sein! Also gaben sie dem Etwas einen Namen um darüber sprechen zu können: die …
Das eigene Gegenteil
Die menschliche Sprache ist eine ordentlich vage Angelegenheit. Oft ist es schwierig, einem Dritten zu erklären, was jemand gemeint hat – und wie oft hört man auch das entrüstete: du hast mich ganz falsch verstanden! Worte werden mit persönlichem Sinn gefüllt. Aber dass es in allen Sprachen zahlreiche Worte gibt, die auch genau das eigene Gegenteil bedeuten, ist schon ein drolliges Phänomen. So …